Ton- und Medientechnik
Produktneutrale Planung professioneller Medientechnik
Unsere Dienstleistung
Für private, geschäftliche und öffentliche Auftraggeber bieten wir unsere Planungsdienstleistung der Medientechnik bis hin zu den komplexesten AV-Anforderungen an. Unsere Dienstleistungen können sich über ein pauschales Leistungsspektrum, aber auch über die Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) erstrecken. Unser Fokus liegt stets darauf, unsere Dienstleistung maßgeschneidert auf die Anforderungen und Wünsche unserer Auftraggeber auszurichten und für einen maximalen Erfolg der Medientechnik im Objekt des Auftraggebers zu sorgen. Anhand eines kleinen Ausschnittes unserer Referenzen möchten wir dies verdeutlichen.
Der Fachbereich Ton- und Medientechnik besteht aus:
Audiotechnik
Videotechnik
Steuerungstechnik
Sicherheitstechnik
Audiotechnik
In der professionellen Audiotechnik geht es um die Lösung von Beschallungsaufgaben. Vorwiegend im Veranstaltungsbereich ist die Beschallung der Publikumsflächen allgegenwärtig. Ob nun Sprache, Musik oder technische Signale auf zumeist große Publikumsflächen übertragen werden müssen, stets kommt es zum Einsatz explizit dazu geeigneter Beschallungsanlagen. Vordergründig bestehen Beschallungsanlagen aus Lautsprechern, über die Audiosignale wiedergegeben werden. Hintergründig ist jedoch eine Vielzahl weiterer Audiokomponenten erforderlich, um ein Beschallungsereignis gelingen zu lassen. So setzen sich unsere Ingenieure nicht nur mit den Lautsprechern, sondern auch unter anderem mit Verstärkern, Signalprozessoren, Audiosignalverteilungen, Mischpulten und Mikrofonen planerisch auseinander. Der Schwerpunkt einer professionellen Beschallungsplanung liegt jedoch auf dem Design des Beschallungskonzeptes. Hierbei ist von entscheidender Bedeutung, welche Lautsprecher mit welcher Funktionsweise wo positioniert und ausgerichtet werden, um im Einklang mit der vorherrschenden Raumakustik, der audiotechnischen Nutzung und den zu beschallenden Publikumsflächen hervorragend zu funktionieren. Dabei ist es oftmals nicht ausschließlich und vorrangig die Aufgabe, die Publikumsflächen angemessen mit den Audiosignalen zu versorgen, sondern überdies mit der Beschallungstechnik räumliche Effekte oder gar eine virtuelle Raumakustik zu erzeugen. Um hier auf Dauer erfolgreich zu sein, ist Erfahrung, berufliche Leidenschaft, praktischer Bezug und stetiger Lernwille unumgänglich. Dies bringen unsere Ingenieure mit und planen unter Verwendung modernster computerbasierter Simulationen kleine Beschallungsdesigns bis hin zu den komplexesten Beschallungsanlagen Europas. Der gute Ton ist bei allen Veranstaltungen mittlerweile obligatorisch und selbstverständlich. Vielmehr noch wird der Ton in einer Vielzahl von Veranstaltungen als szenisches Element verwendet, um Emotionen auszulösen. Dies beginnt bei Veranstaltungen in einem kleinen Gemeindesaal und erstreckt sich bis in Größenordnungen von Arenen und Stadien. Dass die Beschallung, der Ton, einfach nur funktionieren muss und sich ansonsten dezent im Hintergrund befindet, gehört eindeutig der Vergangenheit an. Nicht zuletzt integriert sich die Beschallungsanlage als Marketingelement in ein erfolgreiches Betriebskonzept eines Veranstaltungsortes.
Videotechnik
Wie auch in der professionellen Audiotechnik unterscheidet sich die Videotechnik von dem was allgemein aus dem heimischen Bereich bekannt ist. Bei der professionellen Videotechnik wird die visuelle Seite der Veranstaltungsnutzung bedient. Hier sind mindestens gleichartige Maßstäbe wie bei der professionellen Audiotechnik in Ansatz zu bringen. Bildgebende Medien werden dazu genutzt, um zumeist mit großen Betrachtungsabständen visuelle Informationen an den Zuschauer zu übertragen. Hierbei spielen Faktoren wie Tageslichteinfluss, höchste Betriebssicherheit, Publikumsentfernung und der wiederzugebende Content eine maßgebliche Rolle. Neben der rein informatorischen oder unterhaltsamen Darstellung von stehenden oder bewegten Bildern erwartet der Zuschauer mittlerweile auch die künstlerische Nutzung der Videotechnik. Der Einsatz von Videotechnik erstreckt sich über die Darstellung von Präsentationen bei Konferenzveranstaltungen bis hin zur Wiedergabe von Videokunst auf den Videowalls einer Großveranstaltung im Stadion. Durch den vergleichbar hohen technischen Standard bei der heimischen Nutzung der Videotechnik erwartet der Zuschauer im Veranstaltungsbetrieb höchste Qualität und maximale Emotion. Ebenso zur Analogie der Lautsprecher in der Audiotechnik ist bei der Videotechnik vordergründig das bildgebende Medium im Fokus. Hintergründig ist jedoch eine Vielzahl weiterer Videokomponenten erforderlich, um letzten Endes eine hervorragende Bildwiedergabe angepasst an die Nutzung zu realisieren. So setzen sich unsere Ingenieure nicht nur mit Großbildprojektionen, Beamern, Videowalls und Displays sondern auch unter anderem mit Videoprozessoren, Videomischern, Kreuzschienen, Zuspielern und Kameras planerisch auseinander. Die Videotechnologie befindet sich in einem rasanten Entwicklungswandel, wobei sich Auflösungen, Farbtiefen, Dimensionen und Wiederholfrequenzen binnen kürzester Zeitabstände überholen. Unsere Ingenieure befinden sich durch stetige Fortbildung, Produktschulungen und höchster Motivation stets am Puls der Zeit, um eine absolut nutzungsorientierte, zukunftssichere Videotechnik jeglicher Größenordnung planen zu können und die Zuschauererwartungen zu erfüllen oder gar zu übertreffen.
Steuerungstechnik
Unter dem Überbegriff der Mediensteuerung rangiert oftmals die Technologie zur Realisation der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik. Von der einfachsten Audio- und Videotechnik bis hin zur komplexen Veranstaltungsausrüstung ist es nach wie vor zum größten Teil der Mensch, der die Bedienung dieser Technologie vornimmt. Hierbei gehört es zu unseren Aufgaben, die Bedienung der AV-Technik derart zu gestalten, dass die Nutzer eine an ihre Kompetenz geknüpfte Bedienung möglichst angenehm und fehlbedienungssicher an die Hand bekommen. Im Besonderen bei Veranstaltungen ohne den Einsatz dazu explizit ausgebildeter Fachkräfte ist es von maßgeblicher Bedeutung, Bedienoberflächen zu schaffen, welche eine allgemeinverständliche intuitive Nutzung der Medientechnik ermöglichen. Hierbei wird die Symbiose geschaffen, im Hintergrund arbeitende komplexe Technologie angenehm und ohne Berührungsängste bedienen und nutzen zu können. Dies beinhaltet oftmals eine übergreifende Verknüpfung sämtlicher AV-Komponenten im Hintergrund sowie die Hinterlegung vorgefertigter Nutzungsszenarien, um einen teilautomatisierten Betrieb mit geringsten Nutzeraufwendungen zu realisieren. Selbst bei einer komplexen Veranstaltungsausrüstung mit Einsatz von dazu ausgebildetem Fachpersonal wird es begrüßt, dass viele weiterreichende Funktionalitäten und Verknüpfungen der AV-Technik im Hintergrund automatisiert ablaufen, um sich auf die wesentlichen Bedienungsschritte konzentrieren zu können.
Sicherheitstechnik
Die Sicherheitstechnik nimmt eine besondere Stellung im Bereich der Medientechnik ein. Hierbei geht es nicht vorwiegend darum, den Veranstaltungsbetrieb durch den Einsatz von AV-Technik erfolgreich zu gestalten, sondern Medientechnik dazu einzusetzen, im Notfall Informationen an Bedienstete und Besucher zu übertragen. In erster Linie werden hierzu besondere Beschallungsanlagen verwendet. In früheren Zeiten hat sich der Fachbegriff ELA etabliert, ist jedoch aktuell durch die Begrifflichkeiten SAA und ENS abgelöst worden. Im Hinblick der allgemeinen Gleichstellung und Barrierefreiheit ist es überdies erforderlich, zum Beispiel hörbehinderten Personen eine alternative visuelle Informationsübertragung im Notfall zur Verfügung zu stellen. Allgemein anerkannte Regel der Technik ist es, dass in Veranstaltungsstätten, großen Verkaufsstätten, Sportstätten und ähnlichen Objekten im Rahmen der Brandalarmierung Sprachalarmanlagen (SAA) zum Einsatz kommen. Für andere Gefahrenarten können auch Elektroakustische Notfallwarnsysteme (ENS) realisiert werden. An derartige Anlagen werden höchste Anforderungen an Betriebssicherheit und Wirksamkeit gesetzt. Bei Sprachalarmanlagen ist es ausschließlich zulässig, sogenannte Bauprodukte, die nach einer in Europa harmonisierten Prüfnorm zertifiziert wurden, zum Einsatz zu bringen. Auch an die Fachplanung von Sprachalarmanlagen werden besondere Anforderungen gestellt. So müssen die Fachplaner geprüfte und regelmäßig wiederholt geschulte verantwortliche Personen für SAA nach DIN 14675 sein. Die Fachfirmen müssen eine Zertifizierung nach DIN 14675 mit Aufrechterhaltung eines Qualitätsmanagementsystems zum Beispiel nach ISO 9001 aufweisen. Als Vorreiter in diesem Fachgewerk verfügen wir selbstverständlich über sämtliche formal gestellten Anforderungen, wirken im Normenwesen mit und vertreten unsere Fachexpertise öffentlich. Neben den formalen Voraussetzungen spielt die fachliche Qualifikation unserer Ingenieure eine maßgebliche Rolle. Die allgemeine im Bauwesen vorzufindende Akzeptanz, mitunter erheblichen Aufwand zu betreiben, um eine hohe Qualität der Audiotechnik passend zur Veranstaltungsnutzung zu realisieren, ist für eine Sprachalarmanlage oftmals nicht gegeben. Derartige Anlagen sind in der Regel zwar baurechtlich verlangt, der Notfall, bei dem sie eingesetzt werden, soll jedoch bestenfalls niemals eintreten. Daher werden derartige Anlagen oftmals als notwendiges Übel gesehen und die planerischen sowie anlagentechnischen Aufwendungen sollen so gering wie möglich gehalten werden. Hier sollte man jedoch den Umstand der Notwendigkeit zur Tugend machen und eine symbiotische Nutzung von Sprachalarmanlagen ermöglichen. Unsere Ingenieure besitzen die Fachkenntnis, baurechtlich geforderte Sprachalarmanlagen mit der Audiotechnik für die professionelle Veranstaltungsnutzung zu vereinen und so eine wirtschaftlich sinnvolle, zukunftsorientierte und technisch angepasste Lösung zu erarbeiten. Mit einer derartigen Vorgehensweise können im Grunde genommen zwei erforderliche Beschallungsanlagen zu einer Anlage verschmolzen werden, welche sämtliche an sie gestellten Aufgaben erfüllt. Auch können in diesem Zuge die hohen Anforderungen an die Wirksamkeit der Beschallungsanlagen zusammenhängend erarbeitet werden. Die Wirksamkeit von Beschallungsanlagen zum Einsatz in einer Notsituation vorwiegend durch Übertragung von Sprachinformationen zeichnet sich dadurch aus, dass Sprache im erforderlichen Maße verstanden wird. Die Planung, Berechnung, Simulation und Messung der Sprachverständlichkeit gehört zu unseren alltäglichen ingenieurtechnischen Aufgabenstellungen.
Referenzbeispiele
Veltins-Arena, Gelsenkirchen
Auftraggeber: FC Schalke 04 Stadion-Beteiligungsgesellschaft
Leistungen: Beschallungstechnik HOAI LPH 1 – 8
Anlagenkosten: rund 2.500.000 Euro
Leistungszeitraum: 2015 - 2017
Foto: Jörg Küster
Projektbeschreibung
Die Arena auf Schalke hat im Rahmen einer Modernisierungsmaßnahme eine hochkarätige Beschallungsanlage für den Stadioninnenraum erhalten. Diese ist hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit in Deutschland und auch im internationalen Vergleich herausragend.
Das Besondere an der Beschallungsanlage ist, dass durch die verwendeten Technologien einerseits der Einsatz bei Fußballveranstaltungen mit den jüngsten Auflagen der UEFA- und FIFA-Regularien möglich ist, andererseits auch eine Alarmierungseinrichtung nach normativen Forderungen besteht und darüber hinaus die Anlage für temporäre Veranstaltungen von Konzert- und Touringveranstaltern genutzt werden kann.
Letzteres ist ein besonderes Alleinstellungsmerkmal, das in Stadien und Arenen nicht sehr häufig gegeben ist. Die Betreiber der Veltins-Arena haben sich gezielt für eine besonders leistungsfähige und hochqualitative Auslegung der Beschallungsanlage entschieden, um den gestiegenen Hörgewohnheiten der Fans gerecht zu werden und die Wertigkeit des Fangefühls nochmals zu unterstreichen. Durch die zusätzliche Vermarktbarkeit der Anlage durch Vermietung kann eine Amortisation der höheren Anschaffungskosten in wenigen Jahren generiert werden.
Graner+Partner Ingenieure GmbH zeichnete für die Fachplanung und Bauüberwachung in allen Leistungsphasen verantwortlich.
Systembeschreibung
Die Anlage besteht aus 14 Line-Arrays mit jeweils 12 Mittel- und Hochtoneinheiten, 28 Subwoofern, die als End-Fired-Array hinter den Line-Arrays positioniert sind, sowie weiteren 40 Delay- und Stützlautsprechern. Die Anlage verfügt über ein Array-Processing, womit jeder Lautsprecher zusätzlich angepasst werden kann, so dass eine deutliche Verbesserung der tonalen Balance über die gesamte Hörerfläche erzeugt wird. Dadurch muss jeder Lautsprecher von einem eigenen Verstärkerkanal bearbeitet und angetrieben werden, so dass im gesamten System insgesamt 74 Vier-Kanal-Verstärker vorhanden sind.
Die Mittel- und Hochtonlautsprecher sind 3-Wege-Systeme vom Hersteller d&b Audiotechnik, die auf die Bedürfnisse der Arena extra angepasst wurden. Vom gleichen Hersteller sind auch die Verstärker, Delay- und Stützsysteme sowie die kardioiden Tieftonlautsprecher.
Das gesamte System ist mit einem modernen digitalen Audionetzwerk verbunden, welches die Audiosignale verarbeitet und verteilt. Wie die gesamte Anlage ist dieses auch voll redundant vorgesehen, so dass ein Ausfall einer Komponente zu keiner hörbaren Unterbrechung führt. Das Audionetzwerk kann auch für die Integration von mobilem Konzert- und Touringequipment genutzt werden.
Gesteuert und überwacht wird die Anlage u.a. über ein mobiles 13“ iPad. Hierüber können sämtliche Parameter der Anlage bedient und ausgelesen werden. Für den Nutzer besonders wichtig war das einfache An- und Abschalten verschiedener Beschallungs-Zonen (Oberrang, Unterrang, etc.), je nachdem, wie das Stadion genutzt wird.
Planung und Vorbereitung
Um zu Beginn der Planungen die Anforderungen an die neue Beschallungsanlage genau definieren und das vom Kunden gewünschte Qualitätsniveau eruieren zu können, wurde ein Shoot-Out mit jeweils einem Line-Array von fünf verschiedenen Herstellern durchgeführt (d&b, L’Acoustics, Kling&Freitag, RCF, Bose). Hierbei übernahm Graner+Partner die Vorbereitung des Shoot-Outs mit Planungen für Rigging und Verkabelung, die Koordination mit den Herstellern, sowie die Evaluation und Auswertung mittels Messungen und Fragebögen zur subjektiven Bewertung der Beschallungsqualität. Auf Grundlage dieses Wettbewerbs entschied sich der Verein für die Systeme des Herstellers d&b Audiotechnik.
Zur Aufnahme der Bestandssituation wurden Messungen der Nachhallzeit durchgeführt und die Messergebnisse anschließend in ein akustisches 3D-Computer-Modell des Stadions übertragen. Mittels dieses Modells wurden umfangreiche elektroakustische Simulationen durchgeführt, um die zu erwartende Schallverteilung und Sprachverständlichkeit prognostizieren und Optimierungen am System-Design vornehmen zu können.
Zur Detailplanung gehörte im Weiteren u.a. auch die Auslegung der Verstärkerzentralen und Leitungswege, sowie des Stahlbaus zur Aufhängung der Lautsprechersysteme im Stadiondach. Sämtliche Leistungen wurden anschließend zur Vergabe an ein Systemhaus ausgeschrieben und die Angebote durch Graner+Partner geprüft.
Bauausführung und Qualitätssicherung
Da die gesamte Anlage während der Spiel- und Veranstaltungsfreien Zeit umgebaut werden musste, standen nur wenige Wochen für die Installation vor Ort zur Verfügung. Aus diesem Grund wurde im Vorfeld eine Werksabnahme der gesamten Anlage durchgeführt, bei der die Funktion und Programmierung bereits intensiv getestet und feinjustiert werden konnte. Dadurch konnte eine spielfertige Anlage bereits im Vorfeld der eigentlichen Montage bescheinigt werden und Installations- und Programmierzeiten Vor-Ort auf ein Minimum reduziert werden.
Noch während der Bauausführung sind erste Anfragen und Buchungen von Konzert- und Touring-Veranstaltern beim Verein eingetroffen, so dass mit dem angestrebten Reinvest unmittelbar begonnen werden konnte.
World Conference Center, Bonn
Auftraggeber: Städtisches Gebäudemanagement Bonn
Leistungen: Medientechnik HOAI LPH 1 – 9
Anlagenkosten: rund 4.200.000 Euro
Leistungszeitraum: 2017 - 2018
Foto: Jörg Küster
Projektbeschreibung
Das nach Plänen der Architekten Behnisch & Partner in der ehemaligen Bundeshauptstadt errichtete Plenargebäude diente dem deutschen Parlament zur Zeit der „Bonner Republik“ zwischen 1992 und1 999 als Tagungsort. Der Plenarsaal verfügt über 734 Sitzplätze im Saal sowie weitere 496 Sitzplätze auf einer Tribüne; an das Plenum grenzt eine weitläufige Lobby. Das Ensemble gilt mit seiner exponierten Lage direkt am Rhein als eines der schönsten Parlamentsgebäude der Welt. Seit 1999 wird das Plenargebäude als Kongresszentrum genutzt und ist Teil des World Conference Center Bonn (WCCB).
Da die medientechnische Ausstattung im Bestand stark veraltet war, sollte eine vollständige Erneuerung durchgeführt werden. Bedingt durch einen Nutzerwechsel in Teilen der angrenzenden Verwaltungsbereiche musste darüber hinaus die gesamte Zentrale der Sprachalarmierung (SAA) verlegt und in diesem Zuge ebenfalls vollständig der aktuellen Normenlage entsprechend erneuert werden. Die Ertüchtigung der medientechnischen Ausstattung musste aufgrund bereits gebuchter Veranstaltungen im laufenden Betrieb erfolgen. Da 90% der Maßnahme aus Fördermitteln finanziert wurden, die zwingend noch im Jahr 2018 abgerufen werden mussten, war die Einhaltung des Fertigstellungstermins im Dezember 2018 von besonderer Wichtigkeit.
Das Projekt wurde im April 2019 auf der Fachmesse Pro-Light & Sound in Frankfurt a.M. mit dem „Mondo-Award“ in der Kategorie Kongress-Zentren ausgezeichnet.
Graner+Partner Ingenieure GmbH zeichnete für die Fachplanung und Bauüberwachung in allen Leistungsphasen im Fachbereich Medientechnik verantwortlich.
Technische Ausstattung
Die Beschallung des Plenarsaals wurde gänzlich erneuert. Dabei durften aufgrund von Denkmalschutzauflagen die bestehenden auffälligen Lautsprecher-Ampeln nicht verändert werden. Es wurde daher ein Beschallungskonzept mit elektronisch steuerbaren Zeilen-Lautsprechern vom Typ Fohhn Focus Modular links und rechts der Adlerwand realisiert. Die Empore wird durch insgesamt sechs weitere Stütz-/Delay-Systeme vom Typ Fohhn Linea Focus DLI230 versorgt.
Ebenfalls gänzlich erneuert wurde die gesamte Diskussions- und Konferenz-Anlage mit 260 fest in den Tischen integrierten Sprechstellen. Auch hier musste die Optik der alten Sprechstellen aus Denkmalschutzgründen so gut wie möglich reproduziert und Frontplatten sowie Elektronik in die vorhandenen Tischausschnitte und Gehäuse integriert werden. Aus diesem Grund wurden die Sprechstellen als vollständiger Sonderbau ausgeschrieben und von Fa. Brähler entsprechend der Spezifikationen gefertigt. Die neuen Sprechstellen wurden neben den üblichen Funktionen mit einem entspiegelten 4“ Touchscreen ausgestattet, über das z.B. Informationen zur Tagesordnung, Rednerlisten, etc. angezeigt und Abstimmfunktionen realisiert werden können. Die Diskussionsanlage ist mit mobilen Sprechstellen auf über 700 Plätze erweiterbar. Die Steuerung erfolgt wahlweise durch den Chairman im Saal oder aus der Regie. Ebenfalls in das System eingebunden sind sechs Dolmetschersprechstellen in getrennten Kabinen. Die Sprachenwahl erfolgt über die Touchpanels der Sprechstellen.
Der Saal ist mit sechs fernsteuerbaren PTZ-Kameras ausgestattet, die wahlweise manuell oder in einem Automatikmodus, abhängig von der jeweils aktivierten Sprechstelle, gesteuert werden können. Die Produktion des finalen Videosignals erfolgt im an den Saal angrenzenden Regieraum. Dieser wurde ebenfalls gänzlich, inklusive einer aufwändigen Tischanlage, neu ausgestattet. Neben der Kamera-Regie sind hier ein Medienarbeitsplatz zur Bespielung der zwei Videowalls sowie der Tonarbeitsplatz mit Yamaha PM10 Mischpult untergebracht. Die Regie ist weiterhin mit vier 42“ Kontroll-Displays, 22“ und 10“ Touchpanels, PC-Arbeitsplätzen und Intercom-Sprechstellen ausgestattet. Die Beschaltung der 42“ Displays kann als Single- oder Split-Screen flexibel und intuitiv über die Touchpanels durch die Nutzer vorgenommen werden.
Das Herzstück der Anlage stellt ein hochperfomantes und vollständig redundant ausgelegtes Netzwerk mit Core-Switches mit 40 Gbit und 10 Gbit Uplinks zu abgesetzten Einheiten dar. Über das Netzwerk sind die Diskussionsanlage, das Steuernetzwerk, Audionetzwerk und Intercom angebunden. Eine separate Hardware-Firewall stellt die Verbindung ins Internet für Fernwartung und die Bereitstellung von H.264 Videostreams her. Alle Netzwerkkomponenten sind hochbelastbare 24/7 taugliche Industriegeräte des Herstellers Extreme Networks. Die gesamte Videoverteilung erfolgt über eine 144x144 Lightware 25G Matrix, alle Quellen und Senken sind mittels abgesetzter Receiver und Transmitter über Glasfaser angebunden. Netzwerk und Videomatrix sind in einem zentralen Technikraum untergebracht, von dem aus sternförmig weitere periphere Bereiche vernetzt sind. Auch der Neubau des WCCB kann über diese Vernetzung zum Signalaustausch angebunden werden.
Bauüberwachung
Durch die Nähe unseres Büros in Bergisch Gladbach zum Projektort konnten unsere Projekt- und Fachbauleiter Hr. Schenke und Hr. Marx kontinuierlich die Ausführungsarbeiten begleiten, kontrollieren und auch spontane, kurzfristige Einsätze vor Ort unkompliziert ermöglichen. Es wurden wöchentliche Jour-Fixe durchgeführt und detailliert protokolliert, darüber hinaus wurden zusätzliche Ortstermine zu stichprobenhaften Kontrollen nach Bedarf wahrgenommen. Besonderer Wert wurde auch auf die Koordination der Schnittstellen zu anderen Gewerken wie Elektro und Klima gelegt, um auch über unser eigenes Gewerk hinausgehend die rechtzeitige Fertigstellung der baulichen Vorleistungen sicherzustellen. Auch die in anderen Bauprojekten Architekten bzw. Projektsteuerung zufallende Aufgabe, einen Gesamtterminplan zu führen und durchzusetzen, wurde in diesem Fall von uns übernommen.
Da der Umbau zu einem großen Teil im laufenden Betrieb stattfinden musste, wurden temporäre Übergangslösungen geplant und ausgeschrieben, wodurch die Zeit zwischen Demontage von Bestandstechnik bis zur Inbetriebnahme der neuen Technik überbrückt werden konnte. Dies umfasste u.a. eine mobile Audio- und Video-Regie, welche übergangsweise in einer der Dolmetscherkabinen installiert wurde. Darüber hinaus wurden durch eine detaillierte Bestandsaufnahme diejenigen Komponenten der alten Anlage identifiziert, die ohne Einfluss auf den laufenden Veranstaltungsbetrieb vorgezogen demontiert werden konnten. Weiterhin wurde Zweischicht-Betrieb, Nachtarbeit und Arbeiten am Wochenende mit ausgeschrieben, um außerhalb der Veranstaltungszeiten Arbeiten durchführen zu können.
Da bei Umbaumaßnahmen im Bestand erfahrungsgemäß immer unvorhergesehene Umstände auftreten, wurden bereits in der Planungsphase Zeit- und Kostenpuffer hierfür berücksichtigt. Hierdurch und durch rigide Kontrolle von Fristen und Zwischenfristen konnte das Projekt trotz des extrem engen Zeitplans termingerecht fertiggestellt und der Kostenrahmen exakt eingehalten werden.
kING – Kultur und Kongress Ingelheim am Rhein
Auftraggeber: WBI Ingelheim
Leistungen: Medientechnik HOAI LPH 1 – 8
Anlagenkosten: rund 2.100.000 Euro
Leistungszeitraum: 2012 - 2017
Foto: Jörg Küster
Projektbeschreibung
Die Kultur- und Kongresshalle „kING“ in Ingelheim am Rhein wurde im August 2017 eröffnet. Sie beherbergt neben dem ca. 800 Plätze fassenden großen Veranstaltungssaal zwei weitere Multifunktionssäle, Konferenzräume, Orchester-Garderoben und Solistenzimmer, sowie ein großzügiges mehrgeschossiges Foyer.
Die Bandbreite der Veranstaltungen erstreckt sich von Kongressen und Tagungen über Theater-Produktionen, Pop-, Rock- und Jazz-Konzerten bis hin zu hochkarätigen Klassik-Events. Dabei hebt sich die „kING“ vom Konzept einer herkömmlichen Mehrzweckhalle durch die variable Raumakustik auf allerhöchstem klanglichem Niveau deutlich ab und besitzt damit in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal. Die Variabilität der Raumakustik wird dabei durch ein elektroakustisches Nachhallzeitverlängerungssystem erreicht, welches eine besonders hohe Flexibilität unterschiedlichster akustischer Situationen bietet. Die Nachhallzeit kann auf Kopfdruck verändert werden.
Das Projekt wurde im Februar 2018 auf der Fachmesse Integrated Systems Europe (ISE) in Amsterdam mit dem „InAVation-Award“ als innovativstes Projekt in der Kategorie Kulturbauten ausgezeichnet.
Graner+Partner Ingenieure GmbH zeichnete für die Fachplanung und Bauüberwachung in allen Leistungsphasen in den Fachbereichen Medientechnik, Raum- u. Bauakustik, Elektroakustik, Bauphysik und Immissionsschutz verantwortlich.
Technische Ausstattung
Der große Saal verfügt über eine Pro Sound Beschallung bestehend aus zwei Meyer Sound MINA Line-Arrays, einem Center Cluster, vier mobilen Subwoofern, Near-Fills und Bühnenmonitoring. Die Hauptbeschallung mit Line-Arrays und Center kann je nach Bühnengröße an zwei verschiedenen Positionen an Bühnenzügen geflogen werden.
Zur Anpassung der Raumakustik des Saals an unterschiedliche Veranstaltungsformen ist ein Meyer Sound Constellation Akustiksystem mit 180 Lautsprechern, 32 Mikrofonen, sowie zentralen DSP-Units installiert. Das System wird über eine Crestron Mediensteuerung gesteuert, so dass über fest installierte und drahtlose Touchpanels die Akustik des Raumes auf Knopfdruck verändert werden kann. So können je nach Bedarf Nachhallzeiten zwischen 0,80 und 2,00 Sekunden eingestellt werden.
Großer Saal / Foto: Jörg Küster
Der Saal verfügt darüber hinaus über eine Großbildprojektion mit 4K-Auflösung und 31.000 Ansi-Lumen. Der Projektor ist schallgedämmt in einem eigenen Projektionsraum untergebracht. Ergänzend können bei Bedarf mobile 75-Zoll Displays zum Einsatz kommen.
Ein Regieraum an der Saal-Rückseite ist mit einem Yamaha CL5 Audiomischpult, sowie einem Blackmagic ATEM Bildmischer, KVM-Arbeitsplätzen und höhenverstellbaren Kontrolldisplays ausgestattet.
Darüber hinaus ist eine 16-Kanalige Shure ULX-D Drahtlosanlage, Beyerdynamic Synexis Hörbehinderten- und Dolmetschtechnik, sowie eine umfangreiche Infrastruktur mit Wand- und Boden-Versatzkästen vorhanden. Mobile Broadcastkameras lassen sich über dort vorhandene 3G-SDI Anschlüsse anbinden und Veranstaltungen können als in der Regie produzierter H.264 Stream übertragen werden.
Neben dem Großen Saal sind zwei Multifunktionssäle und fünf Konferenzräume mit Beschallung, Projektion, Drahtlosmikrofontechnik, Touchpanels und Anschlussinfrastruktur ausgestattet. In Foyer, Saal-Zugängen und Künstlergarderoben ist ein Digital-Signage System mit POI-Displays installiert. Sämtliche Bereiche sind untereinander audiotechnisch via Dante und video- und steuerungstechnisch über eine Crestron Digital Media-Matrix vollständig vernetzt.
Vernetzte Zentraltechnik / Foto: Jörg Küster
Bauüberwachung
Während der Bauphase wurde durch eine eigens für dieses Projekt von uns eingesetzte Fach-Bauleiterin die korrekte Ausführung konstant vor Ort überwacht. Neben den regulären Baubesprechungen wurden regelmäßige Jour-Fixe mit dem Systemhaus abgehalten um jederzeit die ausgeführten Arbeiten steuern zu können. Bauberichte, Aufmaß-Zusammenstellungen und Stundennachweise wurden regelmäßig zeitnah abgefordert, um die Kostenentwicklung jederzeit prüfen und prognostizieren zu können. Auf diese Weise konnten sowohl Kosten- als auch Terminrahmen vollständig eingehalten werden.
Weitere Referenzen aus dem Bereich Ton- und Medientechnik